Zuchtziele

„Der Rassehundezucht drohen nämlich zwei Gefahren, die wir, die besten Freunde der Hunde selbst heraufbeschworen haben. Das sind die genetische Verarmung innerhalb der Rassen und die (modische) Übertreibung der Rassestandards. Beides hausgemachte Probleme.“ (Dr. Helga Eichelberg)

Dieser Satz der Zoologin und Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung beschreibt, warum es den Freundeskreis gibt.

Wir versuchen, in der Zucht, den Ergebnissen und den Empfehlungen veterinärmedizinischer und genetischer Forschungsergebnisse zu folgen (Sie werden einige von diesen auf unsere Website in den „Artikeln“ finden).

Unser wichtigstes  Ziel ist die Erhaltung bzw. Wiederherstellung größtmöglicher genetischer Vielfalt der Leonberger Hunde, um den festgestellten gravierenden Folgen der Inzuchtdepression (Vitalitätsverlust, Gesundheitsverlust, Belastbarkeitseinschränkung, Wesensbeeinträchtigungen, Einschränkung der Lebensqualität) entgegen zu wirken.

Das bedeutet: Wir wollen nicht viele Nachkommen von wenigen Hunden, sondern wenige Nachkommen von vielen Hunden.

Dabei können alle Leonberger als Zuchtpartner für unsere Leos eingesetzt werden, die die erforderlichen Ergebnisse der Gesundheitsuntersuchungen vorweisen können, unabhängig von deren Vereinszugehörigkeit.

Der Standard ist dabei eine Leitlinie, wie ein durchschnittlicher Leonberger aussehen soll. Er ist kein Idealbild, auf das man hin züchtet, um zuletzt festzustellen, dass man ganz viele schöne Champions mit ganz vielen inzuchtdepressiven Beeinträchtigungen erhalten hat.

Möglichst viele gesunde und fortpflanzungsfähige Tiere sollen sich auch fortpflanzen dürfen.

Gesund ist dabei nicht deckungsgleich mit schön oder perfekt.

In der Praxis bedeutet das:

– Hundebesitzern und ihren Hunden den Einstieg in die Zucht zu erleichtern (siehe Körordnung Stufe 1). 
– Die Mitglieder von Körkommissionen darauf hinzuschulen, zwischen gesundheitlich gravierenden und Exterieur-Standardfehlern zu unterscheiden. Keine Zuchterschwernisse (wie Auflagen) für „kleinere“ nicht gesundheitseinschränkende Standardfehler (z.B. Rutenhaltung bei Rüden…).
– Züchter darauf hinzuschulen, mit letzterem eigenverantwortlich umzugehen, ebenso eigenverantwortlich ihre Würfe im Sinne einer „Erhaltungszucht“ zu planen. Dazu gehört auch eine flächendeckende Erfassung von erreichtem Lebensalter und Todesursachen der Hunde.
– Auf den vom LFK veranstalteten Schauen gibt es keine „Siegertreppchen“. Es gibt stattdessen eine (öffentliche) Beurteilung der Richter zu den Vorzügen und Fehlern der vorgestellten Hunde.
– Ziel und Zweck unseres Vereins ist nicht die eigene Existenz oder Exklusivität. Für jeden Wurf, der nach Reglement und vereinbar mit den Zielen des Vereins gezüchtet wurde, stellt der LFK Ahnentafeln aus, wobei eine Mitgliedschaft des Züchters im Verein nicht Voraussetzung ist.

Anforderungen an unsere Züchter:
– Die Zucht darf nur als Hobby und aus Liebhaberei ausgeübt werden.
– Züchter und Deckrüdenbesitzer besuchen ein Erstzüchterseminar und bilden sich eigenverantwortlich fort. Erstzüchter lernen das Wurfgeschehen bei einem erfahrenen Züchter kennen.
– Die Zuchtstätten werden von ausgebildeten Zuchtwarten überprüft nach: Pflege- und Ernährungszustand aller dort lebenden Hunde, räumlichen Voraussetzungen (Platz, Licht, Wärme, Sauberkeit und Sicherheit) für die Aufzucht und persönlichen Voraussetzungen (Kenntnisse, Zeit, Belastbarkeit).

Anforderungen an unsere Zuchthunde:
– Nur standardgemäße, gesunde Leonberger mit den vorgeschriebenen Untersuchungsergebnissen (s. Zuchtordnung) und dem typischen Wesen gelangen in die Zucht.
– Die Zuchthunde werden von einer Beurteilungsgruppe aus einem Richter, einem Zuchtwart und zwei erfahrenen Züchtern  hinsichtlich des Exterieurs und des Wesens zur Zuchtzulassung überprüft  (s. Körordnung).
– Zuchthunde, bei denen nachträglich schwerwiegende Fehler auftauchen, verlieren ihre Zuchtberechtigung.
– Altersbegrenzungen und Wurfpausen schützen die Hündinnen.

Anforderungen an die Welpen:
– Unsere Welpen stammen von geprüften Elterntieren aus kontrollierten Zuchtstätten ab.
– Sie werden in den ersten acht Wochen von ihren Züchtern liebevoll aufgezogen, tierärztlich betreut, dreimal entwurmt, geimpft und gechipt, der Rasse entsprechend ernährt und auf ihr alltägliches Leben und die damit verbunden Alltagssituationen in ihren zukünftigen Familien vorbereitet (Geräusche, Besuche, Kinder, Autos, Haushaltsgeräte, andere Tiere).
– In der achten Lebenswoche werden sie, die Mutter,  die Zuchtstätte und die Aufzeichnungen des Züchters von einem Zuchtwart des Vereins überprüft. Der Züchter gibt für jeden Welpen eine Fütter- und Pflegeanleitung mit.
– Nur Welpen bzw. Würfe, die den Vorgaben des Vereins entsprechen, werden in das Zuchtbuch des Leonberger Freundeskreises eingetragen und erhalten unsere Ahnentafel.

Jede gute Zucht wird immer drei Gruppen von Nachkommen aufweisen, nämlich eine kleine Gruppe von eher standardfernen Hunden, eine ebenfalls kleine Gruppe von Vollendeten im Sinne des Standards, die wir Champions nennen und eine möglichst große Gruppe von Hunden, die in jeder Beziehung als gute Hunde zu bezeichnen sind. Und hier setzt jetzt so mancher Denkfehler ein:
Wir müssen nämlich begreifen, dass nicht der Champion, sondern diese große mittlere Gruppe das eigentliche Kapital des verantwortungsbewussten Züchters darstellt. Denn aus dieser Gruppe rekrutiert er nämlich immer wieder neue Generationen. Würde er nur das Idealbild, also Champions miteinander verpaaren, wäre jede Rasse in wenigen Generationen am Ende. Das sollte bei der Zuchtplanung zu denken geben.

Die vordringlichste Aufgabe, die auf uns zukommt, besteht darin, die Hunderassen zu erhalten und zwar nicht als museumsreife Restposten, sondern als gesunde und lebensfrohe Geschöpfe. (Dr. Helga Eichelberg)